Sonntag, 13. Oktober 2013

Von Kindergartenkindern im Kunstunterricht

Letzten Dienstag war es soweit. Wochenlang angedroht und nun ist es Wirklichkeit. Viele meiner Mitschüler haben versucht ihrem Schicksal zu entgehen, doch letztendlich wären es nur unnötige Fehlstunden, die auf dem Zeugnis nicht gut aussehen, daher blickten sie tapfer dem Schrecken ins Auge. Eine Gruppe Kindergartenkinder wurde in den Kunstkurs eingeladen. Jeder Schüler bekam ein Kind an seine Seite und gemeinsam sollte ein Bild gemalt werden. Der Umgang der Kinder mit Farben sollte dabei beobachtet werden. Ein gewagtes soziales Experiment. Meine Mitschüler verschweigen aus purem Selbstschutz ihre Namen, doch drohende Repressalien zwingen sie dazu ihn preiszugeben. Von der Kindergärtnerin erfahren wir dass es die einfachsten Ordungsnormen wie das Klingeln zur Pause nicht gibt. Die Kinder erleben dort keine Struktur und verfallen in Anarchie. Trotz dessen sehe ich in ihren kleinen Augen Angst, meine Mitschüler sind skeptisch. Ich fange an herum zu gehen und die Grüppchen zu befragen. Ich will wissen welche Erwartungen die Großen an diese Aktion haben. Die Antwort lautet „ein schönes Bildchen“. Diese lapidare Formulierung verdeutlicht dass keine ernsten Absichten vorhanden sind. Teil der Vorbereitungen ist das Spitzen der Stifte. Sehr, sehr spitz. Eine Maßnahme zur reinen Selbstverteidigung.
Ein kleines Mädchen wird von ihrer Großen dazu aufgefordert ihr Lieblingstier zu malen. Ein Pferd. Die Große schlägt im Rahmen des Farben-Experiments vor es Blau zu gestalten. Blau. Die Farbe der Unlust, des Alkoholkonsums. Ein weiteres Kind redet gar nicht. Es spürt die innere Leere des Großen.
Ein anderes Kind hat seinen eigenen Namen vergessen. Eindeutig eine Schockreaktion.
Ein Kleiner verlangt von seinem Großen dass er erraten soll was er malt. Das Kind hat kein Vertrauen in den Intellekt des Großen.
Den Kleinen fehlen eigene Ideen, wenn sie nicht nachschauen würden, was die anderen malen, würden sie nichts aufs Papier bringen. Sie sind teilweise den Großen gegenüber aufmüpfig und versuchen die Dominanz an sich zu reißen.
Auffallend ist dass sich auf jedem Bild Gras finden lässt. Diese Tatsache wirft die Frage auf woher die Faszination für das grüne Gewächs kommt. Man könnte sogar spekulieren dass sich dahinter furchtbare Abgründe auftun, die auf Drogenkonsum hindeuten.
Die Darstellungsweisen von z.B. Tieren der Kleinen lassen darauf schließen dass dort einige abstrakte Genies sitzen oder dass sie an völliger Wahrnehmungsstörung leiden. Inzwischen reagiert man sehr gereizt auf meine Fragen. Eins der Kinder lässt sich das Farbexperiment ein und gestaltet den Himmel des Bildes in seiner Lieblingsfarbe – Gelb. Der Große sieht darin eine Atomexplosion.
Ein Junge malt einen Dinosaurier, mit blutenden Verletzungen. Schon im zarten Alter von 5 Jahren verarbeitet er Gewaltfantasien in seiner Kunst.
Ich frage die Großen wie es denn mit dem eigenen Kinderwunsch in einigen Jahren aussieht. Ihre Antwort: nach dem heutigen Tag hat sich das Thema erledigt.
Ein Kind erzählt im Gespräch mit mir von seiner Schwester und dem Konkurrenzkampf den die Geschwister zuhause austragen. Die Eltern können nicht mit der Situation umgehen. Ein schreckliches Schicksal.
Abschließend lässt sich zu dem Farbexperiment noch sagen dass die Kindergartenkinder nur zu farbabweichendem Malen bereit sind, wenn sie ihre Lieblingsfarben nehmen dürfen. Sie malen schneller und spontaner als meine Mitschüler. Über die Endresultate lässt sich, wie eben in der Kunst, streiten.

Ja, so war das. Ich konnte mich offensichtlich vorm Malen drücken und war dafür für den Bericht zuständig. Dieser soll zusammen mit den entstandenen Bildern ausgestellt werden. Ich hoffe er gefällt meiner Kunstlehrerin. :)
Ich hasse diese Frau so abgrundtief, aber das beruht auf Gegenseitigkeit ;)

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